Was ist das? Kurz gesagt, ein Theaterstück zur Gewaltprävention für Kinder.

Finanziert von den Service-Clubs, Ladies Circle 26 Wolfenbüttel, Lions Club Wolfenbüttel, Lions Club Wolfenbüttel Herzog-August, Rotary Club Salzgitter-Wolfenbüttel, Rotary Club Salzgitter-Wolfenbüttel-Vorharz, Round Table 112 Wolfenbüttel Salzgitter und durch eine großzügige Spende von Michael Henke und Nicole Volkstedt vom Wolfenbütteler Schaufenster, wurde vergangene Woche das Theaterstück „Geheimsache Igel“ Kindern aus Grundschulen aufgeführt.

Es fanden 15 Einzelveranstaltungen mit 315 Kindern statt. Beteiligt haben sich die Grundschulen Karlstr., Winnigstedt, Salzdahlum, Am Geitelplatz, Teichgarten und die Grundschule Wilhelm-Busch.

Worum geht es?

Gewalt, insbesondere sexualisierte Gewalt gegen Kinder, gehört zu den schlimmsten Verbrechen. Häufig findet sie im familiären oder sozialen Umfeld statt. Kinder müssen wissen, wie sie Gewalt erkennen und dieser begegnen können.

Mit unserem Projekt wollen wir Kinder für die Wahrnehmung eigener Grenzen sensibilisieren, sie ermutigen „Nein“ zu sagen und sich Hilfe zu holen. Laut Initiator Olaf Krätke lernen die Kinder, im Rahmen eines Theaterstücks, auf kindgerechte, spannende und humorvolle Weise, wie wichtig es ist, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und sie klar zu vermitteln. Sie werden ermutigt Grenzen zu setzen, also NEIN zu sagen und lernen, die Bedürfnisse anderer und deren Grenzsetzung zu respektieren.

Stückinhalt

Krümel und Wurzel sind Freunde. Allerbeste Freunde! Und allerbeste Freunde unternehmen alles gemeinsam, sprechen die gleiche Sprache und erzählen sich auch alles. Eines Tages aber ist Krümel traurig. All die sonnengelbe Freude von Krümel ist plötzlich weg und alles ist auf einmal seltsam blau geworden und Wurzel versteht nicht, warum Krümel nicht darüber sprechen möchte.

Nur Igel, der niemals auch nur ein Wörtchen spricht, ist scheinbar in das Geheimnis eingeweiht. Ob Wurzel es schließlich schafft, Krümel doch noch zu helfen und was Krümel hätte anders machen können als plötzlich die blaue Person auftaucht, davon erzählt unser Theaterstück. Und darüber sprechen wir mit den kleinen und großen Zuschauern am Ende der Vorstellung.

Eine heitere und nachdenkliche Geschichte zum Lernen und Erkennen.

Das Theaterstück

Das Stück beginnt mit einer Einführung, in der die Schauspieler sich vorstellen und sich emsig auf die Aufführung vorbereiten. Krümel, die Hauptperson, folgt glücklich und unbeschwert den ausgedachten Ritualen: Gießen der Sonnenblume, Musik machen, Jonglieren. Alles um Krümel herum ist gelb. Gelb ist die Lieblingsfarbe von Krümel und es geht ihr gut. Allmählich tauchen jedoch verschiedene blaue Gegenstände und Figuren in Krümels Welt auf und das Leben von Krümel ändert sich. Schließlich kommt die blaue Person, vor dem Krümel Angst hat, gegen den sie sich nicht behaupten kann. Mit Hilfe ihres Freundes Wurzel lernt Krümel jedoch, auf ihre Gefühle und Bedürfnisse zu achten und NEIN zu sagen.

Wie funktioniert es?

Die Kinder identifizieren sich mit den Hauptfiguren Krümel und Wurzel. Es darf gelacht werden und es ist spannend. Wenn dann die blaue Person auftaucht, wird es auch ein bisschen unheimlich. Die Kinder verstehen sehr gut, worum es geht. Sie kennen das Gefühl, von anderen unter Druck gesetzt zu werden, oder wenn Dinge passieren, die sie selbst nicht möchten. Daneben sprechen die Farben und Symbole eine deutliche Sprache: Gelb steht für das Wohlbefinden, Blau für die Störungen und Bedrohungen. Im Verlauf der Aufführung schleichen sich verschiedene blaue Dinge und Figuren ein, die nicht hingehören, oder sogar beunruhigend sind. Krümel wehrt sich und lernt NEIN zu sagen. Dabei helfen die jungen Zuschauer kräftig mit, da sie verstehen, worauf es ankommt. Das Stück ist als „Türöffner“ gedacht. Es bietet den Anlass und eine Geschichte, über die pädagogische Fachkräfte in der Schule und Eltern zu Hause mit den Kindern sprechen können.

Direkt nach dem Stück sprechen die Schauspieler mit den Kindern über das Erlebte als Teil der Nachbereitung/ Präventionsarbeit. Ebenso bietet es den Lehrern in der Schule und den Eltern zu Hause die Möglichkeit mit den Kindern darüber zu sprechen.

Wie reagieren die Kinder?

Die Hauptperson Krümel macht es den Kindern leicht sich mit ihr zu identifizieren. Sie spielt und verhält sich, wie Kinder es gerne mögen und tun. So nehmen die Kinder die Bilder und das Geschehen des Theaterstücks in sich auf, überlegen, ordnen ein und erfahren eine Lösung. In den nachbereitenden Gesprächen in Schule, Kita und Zuhause können offene Fragen geklärt werden. Insbesondere die Gespräche in der Kindergruppe lassen sie erfahren, wie andere denken und fühlen. Gemeinsamkeiten werden entdeckt ebenso wie Unterschiede. Sie erfahren, wie wichtig es ist, miteinander zu reden und, dass es Erwachsene gibt, die zuhören und helfen können.

Wie wirkt es?

Das Theaterstück regt Gespräche an – unter Kinder und zwischen Kindern und Erwachsenen. Die Nachbereitung in der Schule und zu Hause sind ein wichtiger Bestandteil der Präventionsarbeit. Das emotionale Erleben, die Gespräche, das Benennen von Gefühlen und das Entdecken von Lösungen stärkt und sensibilisiert Kinder. So können sie zukünftig Situation und Gefühle bewusster wahrnehmen und darauf reagieren.

Wolfgang Krebs, Kabarettist und Schauspieler: „Wir lernen „NEIN!“ zu sagen“

Gewalt hat viele Gesichter. Jede/r kennt Situationen, die bedrängend sind, in denen man sich nicht wohl fühlt. Situationen, die Angst machen und die man lernen kann, als „Gewalt“ zu erkennen. Gewalt begegnet uns immer wieder, aber Gewalt kann man auch entgegnen. Das vorliegende Projekt „Geheimsache Igel“ zeigt Lösungswege hinsichtlich des Umgangs und der Erfahrung mit Gewalt auf.

Marcella Amatamia spielte Wurzel und den bösen blauen Mann, Iris Faber Krümel mit dem Stofftier Igel (weitere Schauspieler*innen für `Geheimsache Igel´ auf unserer Webseite https://amatamia.com/ueber-uns). Beide kommen aus Hamburg und waren die Woche zu Gast im Hotel Landhaus Dürkop. Begleitet wurden sie von Taela König, die zur Zeit eine Bachelorarbeit vorbereitet. Thema : Theaterpädagogisches Bühnenprojekt zur Gewaltprävention. Sie wird in zwei Wochen Interviews mit den Lehrkräften führen und auswerten. Schwerpunkt: Unter welchen Rahmenbedingungen profitieren die Kinder von dem Projekt.

Bildunterschrift
Marcella Amatamia als das „Böse in Blau“, Iris Faber als verunsicherter „Krümel“